Mountainbike-BeraterÜber Stock und Stein – die grosse Welt der Mountainbikes
Welches Mountainbike passt zu mir? Ob Einsteiger oder Profi: Wir zeigen dir, worauf du beim Kauf eines Mountainbikes achten musst.
Mountainbikes (MTB) sind die Velos der Wahl für alle, die gerne auf unbefestigtem Untergrund unterwegs sind. Dass sie nicht primär für den Strassenverkehr ausgelegt sind, ist ihnen anzusehen: anspruchsvolle, robuste Rahmengeometrie, zusätzliche Federung und möglichst wenig Extragewicht wie Gepäckträger oder Schutzbleche. In unserem Ratgeber erfährst du mehr über die verschiedenen MTB-Ausführungen und erhälst einen praktischen Überblick und Tipps zu Rahmen, Reifen, Federelementen, Zubehör und Co.
Eine Familie, fünf Fahrtypen – so findest du dein Mountainbike
Die Auswahl an Kinderbikes und Mountainbike-Typen ist so vielfältig wie Ihre Fahrbedürfnisse. Hart im Nehmen sind sie alle, doch insbesondere der Federweg und die Unterscheidung zwischen Hardtail und Fully charakterisiert die verschiedenen Mountainbike-Ausführungen. Um einzugrenzen, welches MTB das richtige für deine Fahrbedürfnisse ist, stelle dir zu Beginn einfach diese drei Fragen:
1. Wo fahre ich am liebsten: z. B. Waldweg, Singletrail, alpin, Bikepark, downhill?
2. Was will ich beim Biken erreichen: z. B. Training und Ausdauer, Spass oder mehr Performance bei Wettbewerben?
3. Was erwarte ich von meinem Bike: z. B. Wendigkeit oder Laufruhe, bessere Kraftübertragung aufwärts oder mehr Flow abwärts, geringes Gewicht?
Freizeit-Mountainbikes für Einsteiger
Das preisbewusste Einsteiger-MTB für alle, die gerne Touren auf Landwegen machen, das Fahrrad aber auch für kürzere Strecken und im Stadtverkehr einsetzen wollen.
Die Vorteile und Fakten:
- Ideal als preiswerter Einstieg in die MTB-Welt
- Kaum mit Wartungsaufwand verbunden
- Federweg: 80 bis 120 mm
Gut zu wissen
Der Federweg bezeichnet die Länge in Millimeter, um welche die Federung maximal zusammengedrückt werden kann. Er variiert je nach Biketyp: Bei Freizeitbikes ist weniger Federweg erforderlich als beispielsweise bei Enduro-Mountainbikes, die in unebenem Gelände auch bei hohem Tempo Sprünge und Stösse abfedern müssen.
Cross Country
Hier geht’s um Performance: XC-Bikes (XC = Cross Country) stellen Leistung vor Komfort, denn Kraftersparnis, geringes Gewicht und sportliche Sitzposition bedeuten mehr Tempo und bessere Fahrzeiten. Wo Downhill-Fahrer talwärts Geschwindigkeit aufbauen wollen, legen Cross-Country-Biker den Fokus auf sportliche Performance mit längeren Aufwärtspassagen. Dafür setzen XC-Biker auf Hardtails: Die vordere Federgabel dämpft ausreichend und der Verzicht auf einen gefederten Hinterbau spart Gewicht.
Die Vorteile und Fakten:
- Steife Geometrie für direktere Kraftübertragung
- Leicht gebaut, damit Sie Ihre Kraft noch besser in Tempo übersetzen können
- Gute Klettereigenschaft
- Gestreckte, sportliche Sitzposition
- ideal, um viel Druck auf die Pedale aufbauen zu können und so effizient zu fahren
- Federweg: 80 bis 120 mm
- Mit meist 29-Zoll-Reifen für besonders hohe Laufruhe und geringeren Rollwiderstand
All Mountain
Die Mountainbikes, die überall zuhause sind. All-Mountain-Mountainbikes sind grundsätzlich als Fullys erhältlich und machen von der Tagestour bis zum Alpencross alles mit. Entsprechend robust und verlässlich sind dieses Velos gebaut. Diese Bandbreite hat sie in den letzten Jahren zur beliebtesten Mountainbike-Art gemacht.
Die Vorteile und Fakten:
- Besonders vielseitig einsetzbar
- Perfekter Mix aus Komfort, Traktion und effizienter Kraftübertragung
- Geeignet für längeres Hochfahren und anschliessenden Spass bei der Abfahrt
- Ausgewogene Sitzposition: sportlich und komfortabel Federweg: 130 bis 160 mm
Gut zu wissen
Alpencross – auch Transalp – bezeichnet die Tourenplanung, die einen Biker über die Alpen führt. Solche mehrtägigen Touren erfordern bei der Lenkerposition und Sitzhaltung mehr Komfort. Ziel ist eine aufrechte Sitzposition, um den Rücken samt Rucksack zu entlasten.
Enduro
Der grosse Bruder der All-Mountain-Bikes. Enduro-MTBs sind noch immer tourentauglich, legen den Fokus aber noch stärker auf den Downhill-Teil der Tour. Beim Trailriding – das sind technische bis flowige Rides auf Wanderwegen – ebnen sie die ruppigen Passagen aus. Parkriding machen sie zum Genuss, indem sie Obstacles wie Wallrides, Shores, Rockgardens und Drops ideal abfedern.
Die Vorteile und Fakten:
- Oft aufrechtere Sitzposition für mehr Komfort
- Durch Vollfederung mehr Traktion, zudem werden die Gelenke ideal geschont
- Langer Radstand (Abstand zwischen dem Vorder- und Hinterrad) und flacher Lenkwinkel sorgen für höhere Laufruhe und bessere Spurtreue – Federweg: 150 bis 180 mm
- Grössere Bremsscheiben für hohe Bremskraft
- Breite Lenker mit kurzem Vorbau für mehr Fahrkontrolle
Freeride/Downhill
Jede Menge Spass bergab. Freeride- und Downhill-Bikes sind besonders stabile, massiv gebaute Fullys für steile Abfahrten. Gewichtsbedingt sind diese Bikes nicht besonders klettertauglich, machen dank dem langen Federweg und kräftigen Bremsen talwärts dafür aber umso mehr Spass. Felsabsätze, bockiges Wurzelwerk und fette Drops? Immer her damit!
Die Vorteile und Fakten:
- Vollfederung für mehr Traktion
- Flache Bike-Geometrie mit langem Radstand für höhere Laufruhe und bessere Kontrolle
- Federweg: ab 170 mm
- Extragrosse Bremsscheiben für hohe Bremsleistung
- Breite Lenker mit kurzem Vorbau für mehr Fahrkontrolle
E-Mountainbikes
Die Bikes mit dem Extraschub. Wer gerne abseits von Asphalt unterwegs ist, bei Anstiegen aber lieber doppelt so schnell oben ankommen will, ist mit diesem vielseitigen E-Mountainbike gut beraten. Dank Elektromotor lässt sich die Kraft bergauf gut einteilen, um dann umso freudiger ins Tal starten zu können.
Die Vorteile und Fakten:
- Als Hardtail oder Fully erhältlich
- Der Motor befindet sich für beste Gewichtsverteilung in der Mitte des Bikes (im Tretlager), dies sorgt für einen tieferen Schwerpunkt und somit für höhere Stabilität und Laufruhe
- Federweg: 100 bis 160mm
Mehr zu E-Bikes erfährst du in unserem E-Bike-Berater.
Die vielen Formen der Mountainbikes – so stimmst du dein MTB auf Deine Bedürfnisse ab
Von der Federung über die Laufradgrösse bis hin zu den Bremsscheiben gibt es viele weitere Möglichkeiten, wie du dein Bike auf Ihren Fahrstil abstimmen kannst. Hier stellen wir dir die wichtigsten vor.
Federleicht mal zwei – Hardtail vs. Fully
Der hauptsächliche Unterschied zwischen Hardtails und Fullys ergibt sich dadurch, dass Hardtails über eine vordere Federung (Federgabel) verfügen, während Fullys oder Full-Suspension-Bikes zusätzlich auch mit einem hinteren Dämpfer ausgerüstet sind.
Die jeweiligen Vorteile im Überblick:
Hardtail-Mountainbikes
- Ideal für Waldwege, einfachere Singletrails bis hin zu sportlichen Tagestouren
- In extrasteifer und besonders leichter Ausführung für Cross-Country-Rennperformance geeignet
- Leichter, günstiger und einfacher zu warten als Fullys
- Dank der Steifigkeit direktere Kraftübertragung auf den Boden, damit du deine Muskelkraft effizient in Antrieb umsetzen kannst und weniger Kraft aufwenden musst.
- Im Vergleich kostengünstiger, auch deshalb optimal für MTB-Einsteiger
Fully-Mountainbikes
- Durch die doppelte Federung ideal für abfahrtsorientierte Fahrer, von Cross Country über Singletrails bis hin zu temporeichen Downhill-Rides
- Anpassungsfähiger im Gelände
- Effizientere Kraftübertragung und besserer Bodenkontakt, dadurch höheres Sicherheitsgefühl auch auf schwierigem Terrain und mehr Tempo abwärts
- Laufruhiger und schonender zu den Gelenken
- Mit blockierbarer Federung für effiziente Bergaufpassagen
Für grosse Fahrfreude im Gelände – welche Mountainbike-Grösse passt für mich?
Die Bike-Geometrie und -grösse ist von Fahrbedürfnis und Körpergrösse abhängig. Hier zeigen wir dir, wie du die ideale Mountainbike-Grösse für dich finden.
Alles im Rahmen – die Entscheidung zwischen Aluminium und Carbon
Gebräuchlich sind Velorahmen aus zwei verschiedenen Materialien: Aluminium oder Carbon. Aluminium ist weit verbreitet und günstiger, Carbon ist teurer, aber um einiges leichter und macht optisch eine bessere Figur, da es nicht verschweisst werden muss. Gerade im MTB-Bereich ist zudem gut zu wissen, dass Carbon Schläge besser abfedert als Aluminium. Aber auch Aluminium-Bikes werden durch clevere Konstruktionen immer leichter und gerade im Mittelpreis-Segment sind sie die klaren Favoriten, was Preisgestaltung und Auswahl angeht.
Fixe Sache – die verschiedenen Feststell-Mechanismen der Federung
Federungen sind im MTB-Bereich ein Muss, würden beim Aufwärtsfahren aber immensen Kraftverlust bedeuten: Je nach Einstellung geben die Federsysteme mit jedem Tritt in die Pedale leicht nach, was dazu führt, dass nicht alle Muskelkraft auf den Untergrund wirken kann. Heute erlauben es Federsysteme deshalb, den Federmechanismus je nach Situation zu blockieren und so die Muskelkraft direkter auf die Pedale und auf den Boden zu bringen. Diese Funktion ist unter dem Namen Lockout bekannt. Das Öffnen und Blockieren der Federung steuert der Fahrer entweder über den Hebel direkt an der Federung oder über eine Remote am Lenker (z. B. beim Poploc).
Räder für die Wilden – welche Laufradgrösse soll es sein?
Erst fuhr die ganze Welt auf 26’’-Räder ab, danach kamen die 29’’-Räder und als dritter Haupttyp im Bunde gibt es jetzt die kleineren 27,5’’ (650B) Räder. Welche Radgrösse Sie wählen, hat direkt mit Ihrem bevorzugten Fahrstil zu tun.
27,5’’, auch 650B genannt, sind stabil und wendig. Perfekt für Personen, die ein wendiges Bike fahren wollen.
27,5+’’ sind etwas breiter als übliche 27,5’’, können durch höheres Volumen mit weniger Reifendruck gefahren werden und passen auch in 29-Zoll-Bikes. Sie machen im Gelände viel Spass, weil sie für viel Grip sorgen und auch kleine Fahrfehler verzeihen. Ideal für alle, die sich das Beste aus verspielten Lines und effektiver Kraftübertragung wünschen.
29’’ sind laufruhiger und erreichen höhere Tempi, zudem weisen sie bei Hindernissen ein besseres Überrollverhalten auf, weil der Überrollwinkel flacher ist. Das bedeutet für Sie, dass Sie Hindernisse mit weit weniger Kraft überwinden, als es mit kleineren Laufradgrössen der Fall wäre. Die Radgrösse für alle, die den Fokus klar auf Performance setzen und dafür auf effiziente Kraftübertragung bauen.
Zu allen Laufradtypen sind sogenannte Tubeless-Kits erhältlich – Reifen, die dünnwandig mit einer Schicht spezieller Milch gefüllt sind. Diese dichtet Ritzen und kleine Löcher automatisch. Dank dieses praktischen Zubehörs bleibt die Luft im Reifen und es muss kein zusätzlicher Schlauch eingezogen werden. Die Vorteile sind ein besonders kleiner Rollwiderstand und die bessere Pannensicherheit, allerdings ist die Montage aufwändiger und benötigt mehr Zeit als bei Reifen mit Schlauch.
Voll in die Eisen – sicher mit den richtigen Bremsen
Im Gelände ist kein Platz für Kompromisse. Das gilt auch für die Bremssysteme, denn Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt beim Kauf eines Mountainbikes. Nur wer auch auf schwierigem Untergrund schnell zum Stehen kommen kann, ist wirklich sicher unterwegs. Mittlerweile sind viele Bikes mit Scheibenbremsen ausgestattet, also einer Metallscheibe an den Radnaben, die entweder von einer oder von zwei Seiten durch Reibung gebremst wird. Diese gibt es entweder mit hydraulischer oder mechanischer Wirkungsweise. Was die beiden Systeme unterscheidet, liest du hier:
Hydraulische Scheibenbremse
- Funktioniert mit Bremsflüssigkeit, entweder mit Mineralöl oder mit DOT-Bremsflüssigkeit
- Weniger Reibungsverlust
- Lässt deine Bremskraft besser dosieren und sorgt für direktere und höhere Bremskraft
- Arbeitet mit zwei Kolben, die die Metallscheibe von zwei Seiten anbremsen
- Ist technisch sehr komplex und sollte einmal pro Jahr entlüftet werden, wozu Spezialwerkzeug nötig ist
- Ist an hochwertigen Mountainbikes Standard
Mechanische Scheibenbremse
- Wird, wie klassische Felgenbremsen, über den Zug deiner Fingerbremse dosiert
- aufgrund der Kabeldehnung wird weniger Bremskraft auf die Bremse übertragen
- Arbeitet meist mit nur einem Kolben, der die Bremsscheibe gegen den fix verankerten Bremsbelag presst
- Lässt sich leichter reparieren als hydraulische Scheibenbremsen und bedeutet generell weniger Wartungsaufwand
- Wird bei preisgünstigen Freizeit-Mountainbikes eingesetzt
Allgemein gilt:
Je grösser die verbaute Scheibe, desto höher die Bremskraft – desto grösser aber auch die Beanspruchung von Felgen und Nabe, weil umso mehr Kraft auf sie wirkt.